Hiobsbotschaften [Kirche Oderwitz-Mittelherwigsdorf]
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Hiobsbotschaften

„Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“

autokaputt.jpg Es fängt ganz harmlos an. Gerade hat man eilig viel Wäsche zu waschen, da streikt die Waschmaschine. Ausgerechnet jetzt! Nun gut, passiert eben. Doch nicht genug, da verabschiedet sich das nächste Haushaltsgerät. Drei Tage später gibt der Computer auf, das Auto bekommt eine Schramme und eine Erkrankung sendet Vorboten. Warum diese anhaltende Pechsträhne?! Womit habe ich mir das verdient? Eine schlechte Nachricht jagt die andere. Was habe ich nur verbrochen?

Bei so gehäuften „Hiobsbotschaften“ könnte man schier verzweifeln! Wenn man dann aber mal in der Bibel nachliest, welchen Botschaften und Heimsuchungen Hiob ausgesetzt war, werden wir kleinlaut, denn was wir da lesen ist der blanke Horror. Den Segen Gottes nehmen wir gern und dankbar an. Doch trifft uns schweres Unglück hadern wir mit dem Schicksal, verlassen gar Gott, weil wir uns von ihm verlassen fühlen. Wo bleibt Gottes Gerechtigkeit?

Hiob ist der Prototyp des frommen Mannes. Wohlhabend und untadelig, reich an Nachkommenschaft, also gesegnet. Doch plötzlich bricht furchtbares Unheil über ihn herein.

Das Buch Hiob ist so tiefsinnig wie irritierend und unbefriedigend zugleich. Das Gott mit Satan wettet und Hiob dabei Versuchskaninchen ist, widerspricht unserer Vorstellung von Gott. Hiob soll alles verlieren (außer seinem Leben), dann wird man ja sehen, was sein Glaube wert ist. Vielleicht hilft es zu wissen, dass Satan zu der Zeit, als das Hiobsbuch geschrieben wurde, noch zu den „Gottessöhnen“ gehörte, also noch kein Gegenspieler Gottes war. Das hebräische Wort Schatan heißt übersetzt Ankläger. Ich verstehe das Buch Hiob als Versuch, Gottes Gerechtigkeit bzw. Ungerechtigkeit nach menschlichem Verständnis zu erklären. Denn „Gott lässt es regnen über Gerechten und Ungerechten“ und „warum geht es dem Gottlosen so gut?“ Ja, lohnt sich Glaube überhaupt?

Hiob hält auch in schwerster Not an Gott fest. Er klagt, aber er flucht Gott nicht ein einziges Mal. Drei Freunde kommen, leiden mit und versuchen mit schlichten Erklärungen zu trösten, doch Hiob findet keinen Trost. Er beteuert seine Unschuld. Die Ursache seines Unglücks bleibt ein Rätsel. Doch im tiefsten Elend erkennt er: Gott ist jenseits unseres Gerechtigkeitsempfindens. Hiob muss bedingungslos glauben und vertrauen. Zu guter Letzt gibt es für Hiob ein Happy End, fast wie eine Wiedergutmachung. Hiob wird gesund und bekommt mehr als er verloren hat.

Bleibt die Frage: Lohnt sich Glaube? Aus Erfahrung sage ich: Ja, er lohnt! Ein bewusstes Leben mit Gott ist leichter und reicher, auch bzw. gerade in Krisenzeiten. Das Geheimnis der Bewährung Hiobs ist, dass er sich weder durch Leiden noch durch Worte und Urteile anderer Menschen von Gott abwenden lässt.

Leseempfehlung: „Hiob“ von Joseph Roth - ein Buch, das ich einmal gelesen, nicht vergessen kann.

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