In der Politik gab es schon sehr viele tragische Figuren. Solche, die nicht ihrer Erfolge wegen berühmt wurden, sondern wegen ihrer Fehler. Ein Beispiel dafür ist Pontius Pilatus. Der Ausdruck „Ich wasche meine Hände in Unschuld“ geht auf ihn zurück. Heute würden wir an seiner Stelle sagen “Sorry, ich kann nichts dafür.“
Wie kam es dazu und was hat er eigentlich gemacht, dieser Pontius Pilatus? 63 vor Chr. hatte Gnaeus Pompeius Magnus Jerusalem eingenommen. Seitdem stand Judäa unter römischem Protektoriat. Von der einstigen inneren Autonomie waren nur das Amt des Hohepriesters und der Hohe Rat mit eigener Gerichtsbarkeit geblieben. Der Prokurator Pontius Pilatus galt als besonders hart und rücksichtslos. Nun hatte der Hohe Rat diesen religiösen Aufwiegler Jesus von Nazaret gefangennehmen lassen und von Pontius Pilatus verlangt, ihn zu verhören, um dann das Todesurteil zu unterzeichnen. Pilatus war von der Gerechtigkeit dieses Urteils nicht wirklich überzeugt, aber zusätzliche Unruhen in Jerusalem ausgerechnet zum Pessachfest wollte er vermeiden. Die feindselige Stimmung gegen die röm. Besatzungsmacht und aktiver Widerstand nahmen zu, und bei der großen Menschenmenge hätte es leicht zur Eskalation kommen können. Pontius Pilatus ging den Weg des geringsten Widerstandes. Außerdem war er nicht zimperlich mit Todesurteilen. In seiner zehnjährigen Amtszeit hatte er tausende jüdische Rebellen töten und auch kreuzigen lassen.
Er entschied als Politiker! Persönlich aber wollte er gerade diesen Angeklagten nicht auf dem Gewissen haben. Deshalb griff er zu dieser starken symbolischen Geste. Er ließ sich eine Schüssel mit Wasser bringen, um sich darin öffentlich die Hände zu waschen – in Unschuld. Ob es ihm wohl genützt hat? Bis in unsere Tage weiß jeder, dass er es war, der Jesu Todesurteil unterschrieben hat.
Manchmal entscheidet man falsch, obwohl man es besser weiß. Politikern in unserer Zeit geht es da nicht anders. Man beugt sich Mehrheitsmeinungen oder politischen Zwängen. Wer Verantwortung trägt und Entscheidungen fällen muss, ist nicht vor Fehlern gefeit. Die wiederum kann man versuchen anderen in die Schuhe zu schieben (um sich selbst die Hände in Unschuld zu waschen und eine reine Weste zu haben) oder man sagt, ja, da habe ich mir die Hände schmutzig gemacht, jetzt trage ich auch die Konsequenzen.
Pontius Pilatus und ebenso Judas Iskariot aber sollten wir nichts nachtragen. War es doch Gottes Ratschluss, dass Jesus sein Leiden freiwillig auf sich nahm und starb, damit wir die Erlösung haben. „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“, so bekannte der römische Hauptmann, der Jesus bewacht hatte und Zeuge seines Leidens und Sterbens wurde und in dieses Bekenntnis wollen auch wir einstimmen.
Monika Günther
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