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Die Kirche wurde zum ersten Mal in einer Eintragung unter 1363 bei Johannes von Guben erwähnt. Im Juli 1363 durchquerten 300 Mann Prager Kriegsvolk unseren Ort, brannten Pfarrhaus und Pfarrscheune nieder und stürmten die Kirche. Oft suchten die Bewohner eines Ortes gerade in Kirchen Schutz. Aus Urkunden von 1352 und 1356 wissen wir, dass es zu dieser Zeit schon Pfarrer von Herwigsdorf gegeben hat. Frühere Belege, über einen Pfarrer oder die Kirche haben wir nicht. In einer Eintragung unter 1312 wird weder die Kirche noch das Pfarrhaus namentlich erwähnt. Somit können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob damals schon eine Kirche in unserem Ort stand. Doch etwa in dieser Zeit könnte eine Kirche oder Kapelle in Herwigsdorf errichtet worden sein.
Der jetzige Kirchengrundriss stammt wahrscheinlich – bis auf wenige Veränderungen – aus spätgotischer Zeit, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In der Zeit von 1692 bis 1702 wurden an der Kirche größere Veränderungen vorgenommen. Dadurch vermittelt sie einen barocken Eindruck, wenn auch das Mauerwerk zum größten Teil wesentlich älter ist.
Der Kirchturm ist in seinen ersten Jahrhunderten bedeutend kleiner, hölzern und schindelgedeckt gewesen. Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte hat er zwei massive Aufstockungen erfahren. Die zweite Aufstockung zur jetzigen Größe fand während umfangreicher Bauarbeiten vor 300 Jahren statt.
Das Innere der Kirche ist lang, schmal und zum größten Teil der Zeit des Barocks verpflichtet. Ein hoher Triumphbogen in der Mitte der Kirche trennt das Langhaus vom Chor, das Kirchenschiff vom Altarraum. So erstreckt sich der Altarraum in gleicher Länge wie das Kirchenschiff.
Der Altar geht auf das Jahr 1562 zurück. Im Jahr 1694 fand eine Vergrößerung und bessere Ausstattung desselben statt. Das Altarbild ist 1694 von dem Zittauer Ratsherren Johannes Nesen gestiftet worden und zeigt den Gebetskampf Jesu im Garten Gethsemane. Jesus ringt mit seinem Weg. Er spürt seinen Auftrag und er spürt seine Angst. Er betet: »Vater, lass diesen Kelch an mir vorübergehen, doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe.« Ein Engel reicht ihm den Kelch, den Gott für ihn bestimmt hat. 1796 bekam der Altar einen neuen Tisch.
Die Orgel wurde 1900 von der Zittauer Firma Schuster und Sohn erbaut. Der Orgelprospekt ist einer barocken Orgel nachempfunden. 1953 wurde die Disposition durch den Einbau von hellen Stimmen verändert. Damit erhielt der Klang mehr Ähnlichkeit mit der früheren Herwigsdorfer Orgel. Im Jahr 1998 fand eine Generalreinigung der Orgel statt.
Die flämischen Kronleuchter stammen aus den Jahre 1730 und waren damals Geschenke von Gemeindemitgliedern für die Kirche.
Die Kanzel stammt aus der Zeit nach dem Barock, aus dem Rokoko. Die einfachen Zöpfe weisen darauf hin. Sie ist – wie der Altartisch – aus dem Jahre 1796.
Der Taufstein ist aus noch späterer Zeit: 1811 – also aus der Zeit des Klassizismus. Jedoch ist nur noch das Taufbecken aus dieser Zeit. Die Füße waren ursprünglich aus Holz und wurden erst vor wenigen Jahren durch die gegenwärtige Form ersetzt.
Die Emporen wurden 1596 von Meister Hans Zachmann auf der Feldseite gebaut. 1724 wurden die oberen Emporen im Schiff und im Altarraum neu errichtet. Die oberen Emporen im Altarraum wurden in unserem Jahrhundert wieder ausgebaut.
Ein Schmuckstück unserer Kirche sind die Emporenbilder. Dies empfand die Gemeinde des ausgehenden 19. Jahrhunderts allerdings nicht, denn sie deckten die Bilder ab, damit die Kirche ein würdevolles Aussehen erhielt. Erst zu Beginn der sechziger Jahre unseres Jahrhunderts wurden sie wieder freigelegt und zum größten Teil restauriert. Die unteren Bilder im Schiff sind aus dem Jahre 1599 – gemalt von einem uns unbekannten Künstler, möglicherweise aus Italien stammend. Sie zeigen auf der rechten Seite den Zorn Gottes über Menschen, die nicht seinem Willen folgen. Die drei hinteren Bilder (unter der Orgelempore) zeigen, dass der Himmel dennoch für die Menschen offen steht. Gott hat den Menschen nicht aufgegeben.
Auf der linken Seite ist der Weg Jesu dargestellt. Jesus wird nur von wenigen als Sohn Gottes anerkannt, er muss Leid auf sich nehmen, doch Gott erweckt ihn von den Toten und setzt ihn ein zum Gericht über alle Menschen. Auf der oberen Empore im Schiff sind – ebenso wie an den unteren Emporen im Altarraum - Bilder von Nikolaus Prescher aus dem Jahre 1724 zu sehen. Auf den Bildern an der rechten Seite sind Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt. Alles das, was Menschen im alten Bund mit Gott erlebt haben, hat Jesus auch erlebt. Somit gehört Jesus zu diesem alten Bund und ist doch zugleich der, der über allen Propheten und Königen steht. An der Decke des Schiffes ist ein viereckiges Bild der heiligen Dreieinigkeit.
Die Glocken haben eine lange Geschichte. Die erste uns bekannte Glocke kam 1482 auf diese Kirche. Sie ist der heiligen Margarethe geweiht und hängt noch immer im Turm. Eine weitere Glocke für die Kirche wurde 1609 gegossen, eine dritte 1650. Die letztere wurde im Ersten Weltkrieg abgegeben, dafür aber nach dem Krieg eine andere Glocke aus Hainewalde erstanden. Doch im Zweiten Weltkrieg mussten die aus Hainewalde erworbene locke und die Glocke von 1609 abgegeben werden. Die Glocke von 1609 überstand den Krieg und kam vom Hamburger ›Glockenfriedhof‹ zurück. Doch schon 1946 wurde der noch vorhandenen Margarethenglocke ein dreistimmiges Eisenhartgussgeläut von der Firma Schilling und Lattermann aufgehangen – und die zurückgekehrte Glocke nach Jonsdorf verkauft.
Das Eisenhartgussgeläut wurde im Jahre 1994 abgenommen und verschenkt. Die 1609er Glocke wurde aus Jonsdorf zurückgeführt und mit drei kleineren, bei der Firma Bachert (Heilbronn) 1994 gegossenen Glocken ergänzt. Das Ganze konnte mit dem bis 2004 amtierendem Pfarrer Dieter Kröhnert vollbracht werden. Somit rufen heute zu großen Festtagen fünf Bronzeglocken von unserem Kirchturm zum Gottesdienst.
Von Dieter Kröhnert
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